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AG Hautbilder

Skin Studies

Tattoos in der Kunst – Ole Wittmann

Im März erschien das Buch einer unserer Mitglieder – Ole Wittmann – im Reimer-Verlag. In diesem Buch mit dem Titel „Tattoos in der Kunst“ untersucht er, auf welche Art Tätowierungen als eigene Kunstwerke fungieren können. Er arbeitet die Materialität der Tätowierungen heraus und erläutert dabei Zusammenhänge zwischen der menschlichen Haut als Trägermaterial und dem Tattoo selbst. Sein besonderes Interesse gilt dabei dem Schmetterlingsmotiv, welches sich seit dem 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreut und auch schon für Kontroversen sorgte, platzierte doch Künstler Damien Hirst ein Schmetterlingstattoo auf einer Vulva und nannte es „butterfly, divided“. Dieses und weitere Besipiele nutzt er, um sich einer weiteren Frage zu widmen – wie können Tattoos – trotz, oder gerade wegen ihrer materiellen Eigenheiten durch die Bindung an den menschlichen Körper – als Kunstwerke präsentiert und vom Betrachter rezipiert werden?

Weitere Informationen zum Buch: http://reimer-mann-verlag.de

Homepage des Autors: https://olewittmann.wordpress.com/

Workshopbericht – Wozu Skin Studies? 1. Workshop der Arbeitsgemeinschaft Hautbilder

09.-10.09.2016, Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien

Wozu Skin Studies? Der erste Workshop der neuen AG Hautbilder befasste sich ausgiebig mit den Möglichkeiten, die eine Etablierung dieser neuen Forschungsrichtung im deutschsprachigen Raum bieten kann. Neben der offiziellen Gründung der AG standen auch das erste persönliche Kennenlernen und der interdisziplinären Austausch im Vordergrund.

Die Haut ist nicht nur das größte und sichtbarste Organ, nicht nur Hülle und Schutz vor äußeren Einflüssen, sie ist auch der Ort am menschlichen Körper, der wesentlich an der Bildung von Identität beteiligt ist. Hautfarbe, Krankheiten, Narben, aber auch absichtliche Veränderungen wie Tätowierungen oder Bodymodification bilden dabei oft die Grundlage für Zuschreibungen (sowohl Eigen- als auch Fremdzuschreibungen), die eine Kategorisierung von Personen zu erlauben scheinen und die Normvorstellungen von Gesellschaften und Kulturen widerspiegeln. Umso erstaunlicher ist es, dass zum Forschungsbereich Skin Studies im deutschsprachigen Raum bisher lediglich vereinzelt Bezug genommen wurde. Hier möchte die AG Hautbilder ansetzen und die inter- und transdiziplinäre Forschung in diesem so vielversprechenden Bereich weiterführen. Dementsprechend vielseitig gestaltete sich auch das Programm des Workshops.

Insbesondere die Fachbereiche Medizingeschichte, Kunstgeschichte und Populärkulturforschung wurden durch die Ausstellungsbesuche im Josephinum (besonderer Fokus auf die anatomischen Wachsmodelle) und der Albertina (Jim Dine I Never Look Away), sowie dem Panel „Hautstigmata und ihre Bedeutung im Film“ verknüpft (einer eingehend Analyse wurden die Filme He Took His Skin Off For Me und Eraserhead unterzogen).

Während in einem offenen Panel „Work in Progress“ aktuelle Forschungen der TeilnehmerInnen besprochen wurden, lieferte der Kultur- und Sozialanthropologe Igor Eberhard die theoretischen Grundlagen für den ersten Panel „Skin Studies Wozu?“, auf den der Vortrag „Das Untier unter der Haut. Werwölfe, Skin Walker, Skin Studies“ des Mittelalterhistorikers und Skandinavist Stefan Donecker folgte, in dem er die  Bedeutung der Haut für das Konzept der Gestaltwandler darlegte. Durch diese Punkte wurde nicht zuletzt die Vielschichtigkeit der Haut, ihr biologischer als auch symbolischer Wert betont. Die Tiefe der Oberfläche wurde zusätzlich durch eine offene Diskussion auf der Basis einer gemeinsamen Lektüre zweier Fachtexte – Claudia Benthiens Haut. Literaturgeschichte, Körperbilder, Grenzdiskurse und Scratching the Surface. An Introduction von Kevin Siena und Jonathan Reinarz – beleuchtet. Diese gemeinsame Lektüre und Diskussion führte schnell zu weiteren Aspekten und Themengebieten (Bodymodification, Tätowierungen, embodiment, othering und Identität) und bestätigte die Annahme, dass es sich bei Skin Studies um ein fruchtbares Forschungsgebiet handelt. Weitere Workshops, Kooperationsveranstaltungen und ein monatlicher Jour Fixe werden die nächsten Schritte der AG sein, um dem Ziel einer Etablierung der Skin Studies näher zu kommen.

Fachtexte:

Benthien, Claudia

1999 Haut. Literaturgeschichte, Körperbilder, Grenzdiskurse. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag: 7-24.

Siena, Kevin, and Jonathan Reinarz

2016 Scratching the Surface. An Introduction. In A Medical History of Skin. Scratching the Surface. 2. edition. J. Reinarz and K. Siena, eds. London, New York: Routledge: 1-16.

Filme:

Eraserhead. Dir. David Lynch. 1977

He Took His Skin Off For Me. Dir. Ben Aston. 2014

 

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